Rothenburg ob der Tauber (AN) Glocken der evang.-luth. Stadtkirche St. Jakob (Turmaufnahme)
Mit einem vollständig erhaltenen sechsstimmigen Glockengeläute aus dem 17. Jahrhundert beherrbergen die beiden Türme der gotischen Stadtkirche Sankt Jakob im malerischen Rothenburg ob der Tauber eines der bedeutsamsten Geläuteensembles in Süddeutschland, entstand es doch mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Bereits Vier Jahre vor ihrer Weihe erhielt die Jakobskirche ihre ersten Glocken, 1485 und 1495 wurde der Bestand nochmals um jeweils eine Glocke erweitert und auch im 16. Jahrhundert verändert. Nachdem das alte Geläute im Laufe der Zeit reparaturbedürftigt geworden war, entschloss sich die beiden damaligen Rothenbürger Bürgermeister Bezold und Staudt dazu, die beiden lothringischen Wanderglockengießer Caspar Delson und Petrus Bulevilius, welche in der ersten Jahreshälfte 1626 bereits in Unterfranken tätig waren, mit einem Neuguss des kompletten Geläutes zu betrauen. Im September desselben Jahres begann man bereits mit den Vorbereitungen dazu und errichtete auf dem heutigen Schrannenplatz eine Gießhütte. Das alte Geläute zertrümmerte man in zweckmäßiger Denkweise, um das Material zusammen mit angekaufter Glockenbronze für den Glockenneuguss verwenden zu können. Die folgenden Wochen waren geprägt von ettapenweisen Vorgehen, wobei zunächst zwei Glocken gegossen und später aufgezogen wurden. Begonnen mit der großen Wetterglocke und der Predigtglocke, welche am 27. September 1626 gegossen und zwei Wochen später ihren Platz im Südturmglockenstuhl einnehmen konnten; am 21. Oktober entstanden die beiden "mittleren" Nordturmglocken, welche ein recht klangschönes Duett bilden. Dem Guss der Totenglocke, welche im November in der Etage unterhalb der eigentlichen Nordturmglocken aufgehangen wurde, folgte im Mai 1627 die kleine Vesperglocke - weshalb sie erst später gegossen wurde, lässt sich heute allerdings nicht mehr ergründen. Das neue Geläute war damit allerdings vollendet. Auch in der "Beschreibung der Hauptkirche St. Jakob in Rothenburg" aus dem Jahr 1835 werden die sechs Glocken erwähnt: "Auf den Thürmen befinden sich 6 Glocken, u. z. auf jedem Thurme 3, wovon die größte 32,5 Centner wiegt. [...] auf dem 1sten Thurm gegen den Högelmarkt: 1ste, Wetterglocke: 2te, Predigtglocke, 3te, Vesperglocke: b) auf dem 2ten Thurm gegen das Gymnasium: 4te, Thorsperrglocke: 5te, Mittagglocke: 6te, Todtenglocke". Bis heute hat sich dieses Geläute in seiner ursprünglichen Zusammensetzung und den originalen Glockenstühlen (!) erhalten können - selbst die beiden Rüstungindustrie in beiden Weltkriegen, welcher doch unzählige Glocken zum Opfer fallen mussten, konnte den wertvollen Bestand nicht vernichten. Das mystische Klangerlebnis beim Hören des Geläutes vermag man nicht in Worte zu fassen; es geht unter die Haut - trotz und gerade wegen der aus heutiger Sicht etwas verzogenen, aber mittelalterlich-anmutenden Schlagtonlinie. Ein Gesamtkunstwerk!

Gl. 1 | Wetterglocke | d' | 1800 kg | 1400 mm | Petrus Bulevilius & Caspar Delson (1626)
Gl. 2 | Torglocke | es' | 1000 kg | 1260 mm | Petrus Bulevilius & Caspar Delson (1626)
Gl. 3 | Mittagsglocke | f' | 700 kg | 1130 mm | Petrus Bulevilius & Caspar Delson (1626)
Gl. 4 | Predigtglocke | as' | 480 kg | 820 mm | Petrus Bulevilius & Caspar Delson (1626)
Gl. 5 | Totenglocke | ces" | 240 kg | 790 mm | Petrus Bulevilius & Caspar Delson (1626)
Gl. 6 | Vesperglocke | des'' | 180 kg | 690 mm | Petrus Bulevilius & Caspar Delson (1626)
Glocken 1., 4. und 6. im Südturm, 2. und 3. im Nordturm-Oben, Gl. 5. -unten.

Im Zentrum der von unzähligen Türmen, Fachwerkhäusern und romantischen Gässchen sowie der vollständig erhaltenen Stadtmauer geprägten malerischen Mittelalterstadt Rothenburg ob der Tauber (18:40) erhebt sich die Stadtkirche St. Jakob, welche von 1311 bis 1485 im gotischen Stil errichtet wurde. Zunächst vollendete man 1322 den Ostchor, das Hauptschiff wurde zwischen 1373 und 1436 erbaut. Die wertvolle Innenaustattung ist weitestgehend original erhalten und konzentriert sich vor allem auf zwei Altäre: Zunächst der von jahrhundertealten Farbglasfenstern eingerahmte Herlin-Altar im Ostchor mit der ältesten Darstellung der Stadt aus dem Jahr 1466, auf welchen der Blick beim Betreten des Gotteshauses zunächst fällt. Das bedeutendste Kunstwerk der Jakobskirche befindet sich allerdings hinter der großen Rieger-Orgel in der eigens dafür angebauten Kapelle auf der Westempore, die von einer Straße unterführt wird: Der dem Würzburger Künstler Riemenschneider zugeschriebene Heilig-Blut-Altar. Viele weitere Besonderheiten und Kunstwerke weisen sowohl St. Jakob als auch ganz Rothenburg auf, was gerade zur Weihnachtszeit unzählige Besucher in die historische Stadt lockt. Weitere Informationen: http://www.rothenburg-evangelisch.de/

Ablauf des Videos:
00:00 Führung durch die Kirche, Geläute "von außen"
03:15 Einzelglocken
14:15 Läuten aller Glocken

Herzlich danken möchte ich Pfarrer Dr. Oliver Gußmann für die freundliche Ermöglichung der Aufnahme und Julian für seine Unterstützung dabei.
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